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Donnerstag, 28. August 2008

Schweden als Arbeitnehmer

Ich wollte seit längerem mal etwas darüber schreiben, wie es so ist für einen schwedischen Arbeitgeber zu arbeiten. Sicherlich ist es auch hier von Firma zu Firma unterschiedlich. Ich kann nur von Erlebnissen in meiner Firma berichten.

Das Schweden nicht gerade als Land bekannt ist, wo viele Überstunden gemacht werden, war mir bereits in Deutschland klar. In diesem Punkt haben sich meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt. Gegenüber vielen deutschen IT-Unternehmen, wo es fast täglich länger geht, Wochenendschichten mehrmals im Jahr anfallen und man fast schon schief angeschaut wurde wenn man „nur“ 8 Stunden jobbt - ist in Schweden das totale Gegenteil der Fall. Besonders für amerikanische Unternehmen, die in Schweden Niederlassungen haben, ist das Land ein „Nightmare“. Alle sind relaxed, gehen pünktlich nach Hause und im Sommer pochen sie auch noch auf ihre 5 Wochen Urlaub am Stück.

Wir hatten uns seit Anfang Juni ein neues Major Projekt auf die Schultern geladen, nachdem bekannt wurde dass im Herbst in Italien der Markt für Sportwetten geöffnet wird. Trotzdem der Zeitrahmen mehr als eng war, wurden keine Überstunden vorgeschrieben sondern nur nett danach gefragt. Eine völlig neue Erfahrung für mich. Der Deal war, dass alle Überstunden bis Ende des Projekts bezahlt werden obwohl in meinem Arbeitsvertrag alle Überstunden eigentlich pauschal mit einer Woche extra Urlaub abgegolten sind. Zusätzlich zur Vergütung, durfte man täglich Abendessen bestellen, an dem sich die Firma finanziell je Abend und Angestelltem beteiligte. Oben drauf wurden zwei Meilensteine mit Zielvorgaben festgesetzt, für deren Erreichen auch noch einmal ein Bonus in Aussicht gestellt wurde. Trotz der ganzen Goodies, gab es dennoch viele schwedische Kollegen die trotzdem keine Überstunden machten. Es blieb halt freiwillig.

Ich möchte anmerken, dass mir die deutsche Antreiberei trotzdem manchmal fehlt. Ich denke manchmal ist es einfach notwendig zu sagen, dass jetzt bitte alle mal länger machen um das Projekt zu Ende zu stemmen. Naja, hier ist eben alles etwas lockerer.

Noch eine andere Anekdote, die sich letzte Woche zugetragen hat. Unsere größere Abteilung, die mehr als 100 Leute umfasst, hat einmal im Monat ein festes Meeting an dem irgendwelche Präsentationen gezeigt und Neuigkeiten besprochen werden. Dummerweise fiel das Meeting letzte Woche genau in die Hochsprung Entscheidung bei den Olympischen Spielen. An dieser Entscheidung nahm auch die schwedische Goldhoffnung Stefan Holm teil. Da im Konferenzraum der Wettkampf live über Projektor lief, konnte das Meeting erst 15 Minuten später anfangen. Jedes mal wenn mein Boss gerade in seine Präsentation eintauchte, rief jemand auf schwedisch, dass Holm gleich springen würde. Daraufhin musste natürlich auf TV umgeschaltet werden. Das Ganze wiederholte sich drei- oder viermal bis klar wurde, dass Schweden diesmal ohne Gold ausgehen würde. In meinen bisherigen Anstellungen wäre ähnliches undenkbar gewesen. Wenn der Big Boss spricht, gibt es keine Unterbrechungen.

Sehr positiv finde ich die Bereitschaft der Schweden in Meetings Englisch zu sprechen. Den Anteil an Nicht-Schweden würde ich in meiner Firma auf ungefähr 10 Prozent schätzen. Ich habe rund 2 oder 3 Meetings am Tag. Egal ob 2 oder 50 andere Kollegen mit im Raum sitzen, sobald sie sehen dass ich dabei bin reden alle Englisch, ohne das ich darum bitten muss. Auch zur Verabschiedung zweier langjähriger Kollegen inklusive deren Dankesreden wurde Englisch gesprochen. Schon ungewöhnlich, seine Abschiedsrede in einer anderen Sprache zu halten. Dafür muss man sagen, dass beim gemeinsamen Mittagessen oft untereinander in Schwedisch gesprochen wird. Soweit geht die Rücksichtnahme dann doch nicht, aber Verstehen klappt inzwischen auch schon ganz gut.

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