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Sonntag, 26. Januar 2014

Elternzeit planen

In den letzten Tagen haben wir uns ein wenig mit dem Thema Elternzeit in Schweden auseinandergesetzt. Ich kann Euch sagen, dass ist echt kompliziert. Normalerweise werden die meisten Sachen in Schweden auf einfache Art und Weise gelöst. Elternzeit und Elterngeld scheinen irgendwie eine Ausnahme zu sein.

Die Elternzeit heißt in Schweden Föräldraledighet. Wenn Ihr in Schweden wohnt und hier ein Kind bekommt, stehen Euch insgesamt 480 Tage (ca. 16 Monate) Elternzeit zu. Diese 480 Tage teilt man sich mit seinem Partner, wobei ähnlich wie in Deutschland jeder Partner 60 Tage exklusiv nutzen muss. Diese 60 Tage kann man seinem Partner nicht überschreiben. Im ersten Jahr dürfen beide Elternteile wenn gewünscht auch gleichzeitig zu Hause bleiben und diese Tage als Elternzeit nehmen.

Interessant wird es beim Thema Elterngeld. Die oben genannten 480 Tage sind Tage, an denen Euch das volle Elterngeld von 100% zur Verfügung steht. Alternativ kann man diese Zeit aber noch „strecken“. Wer es finanziell stemmen kann, muss sich nicht das volle Elterngeld auszahlen lassen. Alternativ kann man sich auch nur 75%, 50%, 25% und sogar 12,5% auszahlen lassen. Lasse ich mir nur 50% als Elterngeld bezahlen, kann ich aus einem Tag zwei Tage Elternzeit machen. Der Gedanke ist eigentlich, dass man die restliche Zeit arbeiten geht (bei 50% also 4 Stunden arbeiten). Das ist aber keine Pflicht glaube ich. Recht fortschrittlich ist das System, mit dem die Tage und die gewünschte Höhe des Elterngeldes erfasst werden. Das läuft alles über die Webseite von der Försäkringskassa, der einzigen Krankenkasse in Schweden. Dort loggt man sich mit einer so genannten e-Legitimation ein. Für e-Legitimation gibt es mehrere Varianten. Man kann sich einen Kartenleser bestellen, der dann Personalausweis oder Bankkarte ausliest. Man kann sich das Programm BankID auf seinem Handy installieren oder einfach bei seiner Bank einloggen und ein Zertifikat runterladen und im Browser installieren. Ist man dann bei der Försäkringskassa eingeloggt, meldet man zunächst seine Elternzeit an. In diesem Schritt muss man noch keine konkreten Tage angeben, sondern meldet nur an, dass man bald ein Kind bekommt. Diesen Schritt macht man am besten schon bevor das Kind geboren ist. Die Försäkringskassa kontaktiert darauf den Arbeitgeber und fragt Euer Gehalt ab.

Das Elterngeld gibt es in Schweden nämlich in zwei unterschiedlichen Höhen. Einmal basierend auf Eurem normalen Einkommen der letzten 12 Monate (SGI Niveau) und einmal auf Niedrigniveau (Lägstnivå). Für das SGI Niveau seit Ihr berechtigt, wenn ihr mindestens 240 Tage vor der Geburt in Schweden gearbeitet und mindestens 180 SEK pro Tag verdient habt. Die oben angesprochenen 480 Tage werden wie folgt aufgeteilt (wenn ihr 100% Elterngeld auszahlen lasst). Jeder Elternteil erhält: 135 Tage auf SGI Niveau die man seinem Partner überschreiben kann, 45 Tage auf Niedrigniveau die man überschreiben kann und 60 Tage auf SGI Niveau die man nur selbst nehmen kann. Macht 240 Tage je Elternteil.

Was bekommt man auf SGI Niveau ausgezahlt? Dazu nehmt ihr Euer Jahresgehalt, multipliziert es mit 0,97 und nehmt davon 80%. Diesen Betrag teilt ihr durch 365 und bekommt somit den Betrag, der Euch an einem Tag mit 100% Elterngeld zusteht. Allerdings gibt es eine Deckelung. Jedes Jahr wird vom statistischen Zentralbüro Schwedens ein so genannter „Preisgrund“ (Prisbasbelopp) errechnet. 2014 liegt der Prisbasbelopp bei 44.400 SEK. Zum Vergleich: er lag 1982 bei 17.800 SEK und 1957 bei 4.000 SEK. Von Eurem Jahresgehalt werden maximal 10 * Prisbasbelopp für das SGI Niveau angerechnet. Das ist blöd für Leute die mehr verdienen. Schweden ist halt ein Land, in dem viel Wert auf Gleichheit gelegt wird. Trotzdem muss man sagen, dass man durch die Deckelung schon spürbar weniger im Monat zur Verfügung hat – was die Elternzeit für Besserbezahlte irgendwie nicht mehr so attraktiv macht. Um dem entgegen zu wirken, haben einige Firmen für Ihre Angestellten Sonderregelungen geschaffen. Bei Electronic Arts (DICE) bekommen wir beispielsweise den Differenzbetrag zwischen Elterngeld und Gehalt vom Arbeitgeber geschenkt. Allerdings nicht über die komplette Elternzeit sondern nur über ein paar Monate (je nach dem wie lange man schon angestellt ist). Für einige kann auch eine Art Versicherung in Frage kommen, die diesen Verlust auffängt.

Wesentlich einfacher hingegen ist das Nidrigniveau (45 Tage) auf dem man nur 180 SEK am Tag bekommt. Welche Tage man sich auf welchen Niveau und zu welchem Prozentsatz auszahlen lässt, legt man wie gesagt online auf der Webseite der Försäkringskassa fest. Das ist ziemlich einfach und bequem. Kindergeld gibt es in Schweden auch. Man bekommt 1.050 SEK.

Wenn das Kind zur Welt kommt, stehen dem Papa übrigens auch noch 10 freie Tage zu. Diese muss man innerhalb von 60 Tagen nach Geburt „verwenden“. Diese 10 Tage zählen nicht als Elternzeit, sondern als freie Tage im Zusammenhang mit der Geburt. Auch hier kann man wieder strecken, indem man sich nur 75%, 50%, 25% oder 12,5%. Die 10-Tage muss man extra anmelden, spätestens am Tag an dem das Kind geboren wird.

Wie ihr seht, ist das mit Elternzeit und Elterngeld in Schweden nicht so einfach. Auf einige Dinge bin ich dabei noch gar nicht eingegangen (z.B. Gravidpenning, Jämställdhetsbonus oder veränderter SGI nach einem Jahr Elternzeit).

Foto: bradbrundage (CC)

2 Kommentare:

  1. Auch wenn ich nicht kommentiere, ich lese jeden Post. Dies mal zur Info. Schönen Gruss von Cosmee

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  2. @Cosmee: ich versuche hier wieder etwas aktiver zu werden. Wohnst du auch in Schweden?

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